Ein Naturgarten, Paradies für unterschiedlichste Gäste Raphael Mettler
Insekten

Naturgarten: Ein Paradies für Insekten und Co.

Sie möchten Ihren Garten in ein Naturparadies verwandeln? Wir zeigen Ihnen, wie Sie sechsbeinige und andere Gäste willkommen heissen und warum die Vielfalt an Pflanzen und Lebensräumen so wichtig ist.

Wie Sie den Insekten einen Platz im Garten anbieten, zeigen wir Ihnen hier. Dabei ist keine Fläche zu klein. Vor dem Griff zu Schaufel und Samentüte ist es sinnvoll, sich einige Punkte zu überlegen: 

  • Gedeckter Tisch fürs ganze Jahr: Achten Sie darauf, dass vom Frühjahr bis in den Spätherbst etwas blüht. Insekten haben unterschiedliche Ansprüche, sowohl im Verlauf des Jahres als auch im Verlauf ihres Lebens. Viele Insektenarten sind hoch spezialisiert und zwingend auf das Vorkommen von einzelnen einheimischen Wildpflanzen angewiesen. Besorgen Sie sich passende einheimische Setzlinge oder Samen, beispielsweise an einem unserer Wildpflanzenmärkte oder in einer Wildstaudengärtnerei. Schaffen Sie ein möglichst vielfältiges Angebot an einheimischen Pflanzen. Dies freut auch ihre anderen Gäste - auch Vögel sind z.B. auf einheimische Beeren angewiesen. Vermeiden Sie auf jeden Fall exotische Pflanzen, die sich übermässig ausbreiten, sogenannte invasive Arten.
    Mehr über invasive, gebietsfremde Arten erfahren
  • Versteckte Plätze zum Ruhen, Nisten und Überwintern: Sorgen Sie dafür, dass die Tiere in Ihrem Garten genügend Plätze haben, um sich zu verstecken oder zu nisten. Dafür eignen sich viele verschiedene Strukturen wie Wildhecken, Totholz, stehen gelassene Pflanzenstängel oder auch offene, sandige Flächen, auf denen Sie bewusst nichts wachsen lassen. Gerade Insekten wie Wildbienen sind dafür dankbar: Drei Viertel von ihnen nisten in selbstgegrabenen Gängen im Boden. Dafür brauchen sie sonnige, offene Bodenstellen.
    So bauen Sie eine Sandlinse
  • Die Vielfalt machts aus: Die Vielfalt an Tieren und Pflanzen basiert auf einer Abwechslung unterschiedlicher Lebensräume: mager, nass, sandig, schattig und vieles mehr. Unterschiedliche Versteckmöglichkeiten wie Ast- und Laubhaufen, Trockenmauern oder Tümpel bieten Käfern, Raupen, Libellen und Co. ein Zuhause. Auch Fassaden und Dächer können begrünt werden und damit zusätzliche Nahrungsquellen und Nistmöglichkeiten bieten.  
  • Wenig, gutdosierte Pflege: Naturnahe Flächen im Siedlungsraum sind keineswegs immer reine Wildnis. Sie werden geplant, gestaltet und brauchen fachkundige Pflege. Bei der Pflege ist weniger oft mehr, ungepflegte Flächen sollten durchaus ihren Platz haben.  
  • Für Insekten und Menschen: Ein Naturgarten anzulegen heisst nicht, dass Sie den Aussenraum nicht mehr nutzen können. Im Gegenteil, oftmals können Sie die wichtigen Flächen für die Natur mit Ihren Bedürfnissen kombinieren: Eine Fläche kann sowohl Gartensitzplatz als auch Insektenweide sein. Ein kunstvoll geschichteter Stein- oder Asthaufen kann auch zum Kunstobjekt werden. Der Badeteich ist gleichzeitig ein Hotspot für Libellen. 

Pestizidfrei im Gemüsegarten

Verzichten Sie auf Kunstdünger und Pestizide. Sie verschlingen viel Energie bei der Herstellung, sind schädlich für viele Tiere und belasten den Boden. Verwenden Sie Kompost und Mulch statt Kunstdünger. Lassen Sie Kräuter und wenn möglich ein paar Gemüsearten blühen. Sie sind bei den Insekten sehr beliebt.  

Torf? Nein danke!

Verwenden Sie nur torffreie Erde – umweltfreundliche Torfprodukte gibt es nicht. Durch den Torfabbau werden Moore unwiederbringlich zerstört.  

Blumenwiese statt Zierrasen

Ein Zierrasen bietet Tieren weder Nahrung noch Unterschlupf. Wenn Sie keine Spiel- oder Liegefläche benötigen, können Sie stattdessen eine bunte Blumenwiese anlegen. So finden Schmetterlinge, Wildbienen und Igel Nahrung.

Informationen finden Sie im Merkblatt Pro Natura Praxis Nr. 21: Zu bestellen im Pro Natura Shop

Oder bei SRF online die Tipps vom Gartenexperten: Der Weg zur biodiversen Wildblumenwiese

Sieben goldene Regeln für das Anlegen einer Wildblumenwiese: Naturschutz.ch

Blumenwiesen bietet Nahrung Matthias Sorg
Blumenwiesen statt Zierrasen oder ein Blumenschotterrasen statt Steinplatten.

Unversiegelte Flächen als Lebensraum

Zwei Drittel unserer bewohnten Gebiete ist versiegelt, zumeist geteert. Diese Fläche ist als Lebensraum für Tiere und Pflanzen verloren. Viele Flächen müssen zur Nutzung nicht zwingend versiegelt sein. So kann ein Sitzplatz mit Blumenschotterrasen statt Steinplatten, ein Parkplatz mit Rasengittersteinen statt Asphalt gestaltet werden. Dadurch entsteht neuer, zusätzlicher Lebensraum für Tiere und Pflanzen - und zwar ober- und unterirdisch. 

Mehr über die Aufwertung von versiegelten Flächen erfahren

Die Natur erobert sich ihren Platz zurück: Aus dem grauen Parkplatz wird ein blühender Trockenstandort. Andrea Haslinger
Parkplatz und Insektenweide in einem: die offenen Fugen zwischen den Platten wurden eingesät. An Orten mit geringer Störung entwickelt sich eine bunte Vielfalt.

Dunkle Nächte ohne Lichtverschmutzung

Nachtaktive Insekten wie Falter werden von Licht magisch angezogen. Ihr Tanz um das Licht endet oft mit dem Erschöpfungstod. Aus Angst vor Feinden meiden zudem viele Tiere wie etwa Fledermäuse die beleuchteten Flächen. Andere wie das Glühwürmchen werden durch zu viel Licht für ihre Artgenossen unsichtbar. 

Tipps, wie Sie mit einfachen Methoden auf unnötige Beleuchtung verzichten können, finden Sie auf den Internetseiten von Dark-Sky Switzerland oder Nachhaltig beleuchten.

Nicht jede Beleuchtung ist nötig Matthias Sorg
Künstliche Lichtquellen in der Nacht sind eine tödlich Falle für viele nachtaktive Tiere.

Ein Ort ohne Wildtierfallen und Barrieren

Wildtiere müssen sich für den Nahrungserwerb, die Fortpflanzung oder das Aufsuchen von Verstecken möglichst gefahrlos bewegen können. Im Garten und rund ums Haus gibt es aber viele Barrieren und Fallen für Kleintiere.

Barrieren vermeiden und Fallen entschärfen

Offene Gefässe wie Blumentöpfe, Eimer und ähnliches sind Todesfallen für Mäuse. Jan Gürke
Im Garten unscheinbare Gegenstände, für Kleintiere sind sie tödliche Gefahren.

Einheimische Sträucher und Bäume? Ja, bitte!

Neben Blumen sind auch einheimische Bäume und Sträucher eine wertvolle Nahrungsquelle für Insekten. Sie bringen zudem wertvolle Strukturen in den Garten und tragen zu einem angenehmen Siedlungsklima bei. Dornensträucher bieten vielfältige und geschützte Nist- und Versteckmöglichkeiten für viele Wildtiere. Mit dem Alter gewinnen Bäume an Wert: planen Sie von Anfang an genügend Platz ein, lassen Sie die Riesen alt werden. Abgestorbene Äste und Bäume sind hochwertige Nistmöglichkeiten und sollten möglichst nicht entfernt werden.  

Weitere Informationen

Fachliche Unterstützung: Sie suchen einen Fachbetrieb, der Sie in der Umsetzung Ihres Gartentraums unterstützt oder Sie möchten bei der Pflege Ihres bestehenden Gartens auf das Fachwissen eines Naturgarten-Profis setzen? Auf der Webseite von bioterra.ch finden Sie eine Karte mit den Fachbetrieben in Ihrer Nähe: Karte mit Fachbetrieben

Bücher: Es gibt viele Bücher zum Thema Naturgarten. Gerne empfehlen wir:

  • Das Praxishandbuch «Natur braucht Stadt – Mehr Biodiversität in Bern» dient als handfeste Grundlage für alle, die selbst einen naturnahen Lebensraum im Garten, auf dem Balkon oder der Terrasse schaffen möchten.
  • Das Buch «Natur für jeden Garten» von Reinhard Witt zum Beispiel zeigt Ihnen Schritt für Schritt auf, wie Sie Ihren Garten in ein Naturparadies verwandeln können.
 Raphael Mettler
Online-Vortrag: Mehr Natur im Garten
Mehr einheimische Pflanzen bringen Schmetterlinge zum Tanzen. Dank gesichertem Kellerabgang und Zäunen mit genügend Abstand vom Boden streifen Kröten und Igel durch Ihren Garten. Unser Onlinevortrag ist voll gepackt mit praktischen Tipps, wie Sie Ihren Garten für grosse und kleine tierische Gäste gestalten.

Bildergalerie