02.04.2019

Pestizidcocktails in kleinen Fliessgewässern der Schweiz

Kleine Fliessgewässer in landwirtschaftlich geprägten Regionen sind heute so stark durch Pestizide belastet, dass das Überleben der Wasserorganismen gefährdet ist. Die Umweltverbände appellieren an die Politik und die Landwirte und Landwirtinnen: Es braucht dringend einen Paradigmenwechsel im Einsatz von Pestiziden.

In der Schweiz gelangen zu viele Pestizide in die Umwelt, die die Gewässer vergiften und die Gesundheit von Menschen und Tieren gefährden. Heute hat die Eawag, das Wasserforschungsinstitut des ETH-Bereichs, in ihrer neusten Analyse zu Pestiziden in Schweizer Fliessgewässern erneut den dringenden Handlungsbedarf aufgezeigt. Es ist bereits die dritte Studie, und die Ergebnisse der von März bis Oktober 2017 durchgeführten Messkampagne sind erschreckend: Es wurden insgesamt 145 Pestizide nachgewiesen, im Mittel wurden in jeder einzelnen Probe 34 verschiedene Wirkstoffe gefunden. Keines der Gewässer entsprach den Vorgaben der Gewässerschutzverordnung. Die chronischen Qualitätskriterien für einzelne Wirkstoffe wurden über einen Zeitraum von dreieinhalb bis zu sechseinhalb Monaten überschritten. Das heisst, dass das Überleben der Wasserorganismen über Monate hinweg durch einen Pestizidcocktail gefährdet ist.

Die Massnahmen, die der Aktionsplan Pflanzenschutz des Bundes vorsieht, werden die Situation nicht entscheidend verbessern: Bis 2027 sollen die Grenzwertüberschreitungen bloss halbiert werden. Die Umweltverbände senden deshalb einen dringenden Appell an die Politik: Es braucht jetzt einen Paradigmenwechsel in der Landwirtschaft weg von Pestiziden hin zu agrarökologischen Methoden. So wie es zum Beispiel die «Initiative für sauberes Trinkwasser» fordert, welche demnächst durch die Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK) des Nationalrats beraten wird.

Wasserorganismen

Pflanzen und Tieren, die auf den Lebensraum der kleineren Fliessgewässer angewiesen sind, geht es schlecht. Das BAFU stellt im Umweltbericht 2018 fest, dass der Zustand der Fliessgewässer an zwei Dritteln der Standorte für Fische ungenügend ist. Viele ausgestorbene oder stark gefährdete Arten sind auf gesunde Fliessgewässer angewiesen. Sauberes Wasser bedeutet Artenvielfalt und Leben. Der Zustand der Fliessgewässer ist ein Abbild unserer Gesellschaft.

Kontaktpersonen

  • Philippe Schenkel, Landwirtschaftsexperte Greenpeace Schweiz, @email, 078 790 52 84
  • Pascal König, Projektleiter Landwirtschaft BirdLife Schweiz, @email, 044 457 70 26
  • Michael Casanova, Projektleiter Gewässerschutz Pro Natura, @email; 061 317 92 29
  • Eva Wyss, Projektleiterin Landwirtschaft WWF Schweiz, @email, 044 297 21 71

Weiterführende Informationen

Info

Medienkommentar von BirdLife Schweiz, Greenpeace Schweiz, Pro Natura und WWF Schweiz zu den Ergebnissen der Messkampagne «NAWA SPEZ 2017» der Eawag.