20.04.2015

Verbände verlangen von den Behörden mehr Entschlossenheit zur Rettung des Doubs

Pro Natura, der Schweizerische Fischerei-Verband und der WWF haben heute beim Bundesamt für Umwelt ihre Stellungnahme eingereicht zum Aktionsplan des Bundes zur Rettung des Doubs. Nach Ansicht der NGO müssen die von den Behörden geplanten Massnahmen im Kampf gegen die Wasserstandsschwankungen, die mangelnde Durchgängigkeit des Lebensraumes und die Gewässerverschmutzung unbedingt erweitert werden, damit der Fluss und seine typische Fischart, der Apron, gerettet werden können.

Als Reaktion auf die Klage, die von Pro Natura, dem Schweizerischen Fischerei-Verband SFV und dem WWF Schweiz vor fast drei Jahren eingereicht wurde, hat die Berner Konvention Ende 2013 in Empfehlungen festgehalten, was die Schweiz zur Rettung des Doubs zu tun habe. Das Bundesamt für Umwelt BAFU hat darauf einen Aktionsplan ausgearbeitet, der den Verbänden vorgelegt wurde. Diese begrüssen den Schritt, halten aber nachdrücklich fest, dass der Aktionsplan wesentliche Lücken enthält und deshalb unbedingt erweitert und vertieft werden muss. Die NGO haben heute das BAFU entsprechend informiert.

«Uns ist bewusst, dass unmöglich alles auf einmal gemacht werden kann, und wir haben den Eindruck, dass die Behörden grundsätzlich guten Willens sind», betont Sophie Michaud Gigon, Mitglied der Geschäftsleitung von Pro Natura. «Wir erwarten allerdings, dass der Bund unsere Vorschläge besser berücksichtigt.» Für die Verbände geht es um das Erreichen des erklärten Ziels, den Apron zu retten und seine Population bis 2016 auf ein für den Weiterbestand günstiges Niveau zu bringen.

Tod von Fischen wird legitimiert

Die neuen Bestimmungen zur Wasserkraftnutzung durch die Kraftwerke am Doubs erlauben in der vorliegenden Fassung dermassen starke künstliche Wasserstandsschwankungen, dass besonders im französisch-neuenburgischen Abschnitt nach wie vor Fische und Fischbruten stranden und umkommen. Es genügt für die Betreiber, diese Bestimmungen dem Buchstaben nach anzuwenden, um von jeglicher Rücksichtnahme befreit zu sein, was nicht akzeptabel ist. Der Text muss deshalb unbedingt so abgeändert werden, dass er nicht nur wasserwirtschaftlichen Zielen, sondern auch ökologischen Zielen Rechnung trägt.

Ebenso inakzeptabel ist, dass der Aktionsplan des BAFU die Tür für den Bau neuer Kraftwerkanlagen am Doubs offen lässt. «Die Verbände halten an ihrer Forderung fest, den Bau weiterer Wasserkraftwerke zu verhindern. Sie verlangen ausserdem, dass die Schwellen im jurassischen Abschnitt eingeebnet werden, um den Fluss für Fische durchgängig zu machen», sagt Laurent Giroud, der beim SFV für das Dossier zuständig ist.

Land- und Waldwirtschaft vergessen

Der Aktionsplan sieht ausserdem keine ausreichenden Analysen und Massnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität vor. Er lässt den Einfluss der Land- und Waldwirtschaft zu sehr aussen vor, obwohl diese durch den Einsatz giftiger Substanzen in Düngern, Pestiziden und Holzbehandlungsmitteln den Doubs und seine Umgebung beträchtlich verschmutzen.

Eine gute Nachricht ist die vom BAFU angekündigte Schaffung einer Begleitgruppe zum Aktionsplan. Catherine Martinson, Mitglied der Geschäftsleitung des WWF, sagt dazu: «Dieses Element ist wichtig für den Dialog mit den Verbänden, wie ihn die Berner Konvention für eine bessere Koordination und eine bessere Begleitung des Dossiers Doubs verlangt hat.» Die Naturschutz- und Fischerei-Verbände sind gewillt, in dieser Arbeitsgruppe aktiv mitzuarbeiten.

Für weitere Auskünfte:

  • Friedrich Wulf, Pro Natura Projektleiter Politik und Internationales, 079 216 02 06, @email
  • Thomas Ammann, Wasserexperte WWF Schweiz, 078 721 33 06, [email protected]
  • Roland Seiler, Zentralpräsident SFV, 031 859 09 10, @email