Was die Bodenstrategie Schweiz auf den Boden bringt
Erkenntnisse der Pro Natura Tagung «Lebensgrundlage Boden»
«Während wir in der Schweiz jede Sekunde einen Quadratmeter fruchtbaren Bodens zerstören, braucht der Aufbau eines Zentimeters Boden rund 100 Jahre», erklärt Pro Natura Präsidentin Ursula Schneider Schüttel in ihrem Referat vor den rund 150 Teilnehmenden der Tagung «Lebensgrundlage Boden – Quo vadis Bodenstrategie Schweiz» in Bern. Grund für den dramatischen Verlust unserer Lebensgrundlage sind nebst der boomenden Bautätigkeit die Chemikalien- und Pestizidrückstände sowie die Erosion und Verdichtung durch intensive Bearbeitung. Um den verschwenderischen Umgang mit der nicht nachwachsenden Ressource Boden zu stoppen, verabschiedete die Schweiz vor fünf Jahren die Bodenstrategie Schweiz. Sie will den Bodenverbrauch bis 2050 auf netto Null senken und die Bodenbelastung verringern, damit die Abermilliarden Lebewesen in unseren Böden auch in Zukunft für fruchtbare Böden, sauberes Wasser und gesunde Ökosysteme sorgen können. Wie das erreicht werden soll und was dabei die Herausforderungen sind, zeigten die zahlreichen Beiträge der Tagung.
Wo es hapert und was es braucht
Als offizielle Vertreterin des Bundesamts für Umwelt machte Bettina Hitzfeld, Abteilungschefin Boden und Biotechnologie, gleich zu Beginn klar, woran es bei der Umsetzung der Bodenstrategie aktuell mangelt: politische Unterstützung für die Reduzierung des Bodenverbrauchs, gesellschaftliches Problembewusstsein sowie die Umsetzung einer schweizweiten Bodenkartierung. Sie wies die Anwesenden darauf hin, dass man die strategischen Ziele so nur teilweise erreichen könne.
Auch Hannah von Ballmoos-Hofer, die den Schweizer Bauernverband vertrat, betonte, dass sich die Wertschätzung des Bodens in der Gesellschaft verbessern müsse. Der Schutz des Bodens müsse sich für Bäuerinnen und Bauern auch wirtschaftlich lohnen. Sie plädierte für eine Entschädigung von Landwirt:innen, wenn sie die CO2-Speicherung oder Biodiversität ihrer Böden verbesserten.
Dr. med. Sabine Heselhaus von den Ärztinnen und Ärzten für Umweltschutz zeigte auf, wie zentral das Bodenmikrobiom für die menschliche Gesundheit ist. Je vielfältiger die Mikroorganismen im Boden sind, desto gesünder sind die Lebensmittel, die darauf wachsen und das Mikrobiom der Menschen, die sie essen. Umgekehrt können so Schadstoffe wie Pestizide oder Antibiotikaresistenzen in den menschlichen Körper gelangen und Krankheiten auslösen. Um dem vorzubeugen, sollte biologische und regenerative Bewirtschaftungsformen gefördert werden.
Für eine bodenständige Umsetzung
Um die am Vormittag formulierten Herausforderungen zu meistern, fanden am Nachmittag zahlreiche Workshops statt, bei denen praktische Massnahmen für mehr Bodenschutz weitergedacht wurden wie beispielsweise die Entsiegelung von Boden im Siedlungsraum oder die Einführung von Bodenverantwortlichen für Veranstaltungen «auf der grünen Wiese». Zum Schluss der Tagung betonte Organisatorin und Raumplanungsverantwortliche Elena Strozzi von Pro Natura: «Das Thema Boden wird uns in den nächsten Jahrzehnten stark beschäftigen. Diese Tagung markiert den Anfang eines gemeinsamen Engagements von Pro Natura mit allen Akteuren, die sich dafür einsetzen wollen, die Bodenstrategie wortwörtlich auf den Boden zu bringen.»