13.11.2018 Artenschutz

Die Bagger sind weg, «Baumeister Biber» kann übernehmen

Bei Ferenbalm, an der Westgrenze des Kantons Bern, wird aus einer ehemals intensiv bewirtschafteten Ackerfläche wieder ein abwechslungsreiches Feuchtgebiet entstehen. Nach Abschluss der Bauarbeiten zur Vorbereitung der zukünftigen Auenfläche wird diese nun der lokalen Biber-Familie zur Umwandlung in einen artenreichen Lebensraum übergeben. Diese Form der Renaturierung ist ein in der Schweiz bisher einzigartiger Ansatz.

Angefangen hat alles im November 2009, als der Biber mit einigen Dämmen in Ferenbalm (BE) einen Bach staute und damit Landwirtschaftsland überflutete: Die ehemalige Aue erwachte langsam wieder zum Leben. Ende 2012 erwarb Pro Natura die rund drei Hektaren grosse, stark vernässte Landfläche «Mühlematt», um darauf ein Feuchtgebiet entstehen zu lassen, das der Biber frei gestalten kann. Die dafür notwendigen Bauarbeiten am Terrain  konnten diesen Herbst abgeschlossen werden. Schwerpunkt des 1, 7 Mio. Franken teuren Vorhabens war nebst der Vorbereitung des Geländes für den Biber die Wiederherstellung der unterbrochenen Längsvernetzung des Flusses Bibere.

Starthilfe für Landschaftsgestalter Biber 

Der Biber kann wie keine andere Tierart vielfältige Lebensräume und Strukturen schaffen. Auf rund der Hälfte der Projektfläche soll daher er der hauptsächliche Landschaftsgestalter und Baumeister sein. Um ihm die Arbeit etwas zu erleichtern, wurden in einigen Zonen der «Mühlematt» die Wiesen bewusst vernässt. Mehrere hundert neu gepflanzte Weiden sollen die Nager auf die Fläche locken. Mit ihrem Stauen und Graben werden die Tiere dafür sorgen, dass in der «Mühlematt» ein lebendiges und dynamisches Naturparadies entsteht, von dem Tiere wie etwa der Grasfrosch, der Teichrohrsänger oder die gebänderte Prachtlibelle profitieren werden. 

Groppen und Forellen können wieder wandern

Im Rahmen der baulichen Aufwertung des Projektgebietes wurde auch die Bibere wieder passierbar gemacht, indem man das Stauwehr durch einen Beckenpass ersetzte. Viel neu eingebautes Totholz macht das Gewässer zu einem strukturreichen Lebensraum, in dem  Forellen, Groppen und andere Wasserlebewesen wieder ohne Hindernisse wandern können. Hinter der gelungenen Aufwertung der Biberaue Ferenbalm steht die gute Zusammenarbeit der beiden Kantone Bern und Fribourg, der Gemeinde Ferenbalm und Pro Natura.

Aktion Biber & Co. – Einsatz für unser Gewässer
Mit «Hallo Biber!» hat sich Pro Natura von 2000 bis 2017 für die Fliessgewässer und den Biber engagiert. Im Januar 2018 wurde dieses Engagement mit der «Aktion Biber & Co.» auf zusätzliche Gewässerlebensräume ausgeweitet. Weiterhin mit dem sympathischen Nager als Botschafter will sich die neue Aktion für ein grosses, artenreiches Mosaik aus bestehenden und neuen Feucht-gebieten in der Schweiz einsetzen. Dazu möchte Pro Natura neu auch auf die Gefährdung von Quellen aufmerksam machen, Teiche und Weiher anlegen, Auen schaffen sowie unsere kleineren Bäche ausdolen oder aufwerten. Die «Aktion Biber & Co.» ist in den Kantonen Bern, Solothurn, Aargau, Luzern, Thurgau, Zürich, Zug und Graubünden aktiv. Die regionalen Aktionen sind Anlaufstelle für die Bevölkerung und für die lokalen Behörden. Sie informieren mit Exkursionen und Vorträgen über Biber, Wasseramsel, Quelljungfer, Aal und Laubfrosch. Von konkreten Aufwertungsprojekten – wie z. B. der Biberaue in Ferenbalm – profitieren viele bedrohte und seltene Tier- und Pflanzenarten. Diese Biotope sind auch attraktive Erlebnis- und Erholungsräume für den Menschen.

Weitere Informationen

Auskünfte:

  • Projektleiter: Peter Lakerveld, Tel. 079 708 04 90, @email
  • Urs Leugger-Eggimann, Zentralsekretär Pro Natura, Tel. 079 509 35 49, [email protected] 

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