Biodiversität in der Schweiz – Wenn wir nichts tun, sehen wir Laubfrosch und Wiedehopf nie wieder. Pro Natura
22.05.2023 Biodiversitätskrise

Die Krise der Biodiversität: ein gigantischer Dominoeffekt

Knapp ein halbes Jahr nach der Unterzeichnung des historischen Biodiversitätsabkommens von Montreal-Kunming hat sich in der Schweiz kaum etwas getan für die Natur. Im Gegenteil: Die meisten Schweizerinnen und Schweizer wissen nicht einmal, wie schlecht es der Natur in ihrem Land geht. Am 22. Mai, dem internationalen Tag der Biodiversität, zeigt Pro Natura vor dem Bundeshaus mit einem riesigen Dominoeffekt , dass ein Zusammenbruch der biologischen Vielfalt die Grundlagen der menschlichen Existenz bedroht.

Drei von fünf Personen sind laut einer gfs-Umfrage der Meinung, dass es der Biodiversität in der Schweiz ziemlich gut geht. Dabei sind mehr als ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten und die Hälfte aller Lebensräume hierzulande bedroht. «Diese Diskrepanz ist hoch problematisch», kritisiert Ursula Schneider Schüttel, Präsidentin von Pro Natura. «Solange sich die Bevölkerung der Biodiversitätskrise und ihrer Folgen nicht bewusst ist, wird die Schweiz ihre im Dezember 2022 in Montreal eingegangenen Verpflichtungen zum Schutz der Natur kaum umsetzen und setzt damit unsere Lebensgrundalge aufs Spiel», warnt sie.

Ein Sinnbild des Artensterbens auf dem Bundesplatz

Die Situation erfordert einen Weckruf! Zum Internationalen Tag der Biodiversität am 22. Mai stellt Pro Natura deshalb riesige Dominosteine mit Bildern einheimischer Tier- und Pflanzenarten auf den Bundesplatz. Im Beisein diverser Naturbotschafter:innen fallen um fünf vor zwölf die Steine und zeigen den gigantischen Dominoeffekt, der durch das Massenaussterben der Arten ausgelöst wird. Mit jeder Art, die fällt, werden die natürlichen Kreisläufe weiter geschwächt, bis die Art kippt, die den Effekt angestossen hat: der Mensch.

Wenn wir jetzt nicht reagieren, wird die Biodiversitätskrise direkte Auswirkungen auf die Schweizer Bevölkerung haben. Sie bedroht natürliche Leistungen wie die Reinigung von Wasser und Luft, die Schutzwirkung der Wälder vor Lawinen und Erdrutschen, aber auch die Landwirtschaft, die von bestäubenden Insekten abhängig ist und unser psychisches Wohlergehen, das von intakter Natur profitiert.

Die Biodiversität muss zum zentralen Wahlthema werden

«Unter den OECD-Ländern ist die Schweiz das Schlusslicht in Sachen Naturschutz», bedauert Friedrich Wulf, Experte für internationale Biodiversitätspolitik bei Pro Natura und Sekretär des Schweizer Komitees der IUCN (International Union for Conservation of Nature). «Wir haben die höchste Anzahl bedrohter Arten und mit nur 6,6 % den geringsten Anteil streng geschützter Landesfläche.»

«Damit sich das ändert, muss die Biodiversität zu einem zentralen Thema der nationalen Wahlen diesen Herbst werden», fordert Pro Natura Präsidentin Schneider Schüttel. «Alle Kandidierenden sollten systematisch nach ihren Vorschlägen zur Bewältigung der Biodiversitätskrise gefragt werden. Nur so können die Schweizerinnen und Schweizer bei den nationalen Wahlen im Herbst auch der Natur eine Stimme geben.»

Kontakte:

  • Ursula Schneider Schüttel, Präsidentin, @email, 078 603 87 25
  • Urs Leugger-Eggimann, Geschäftsleiter, @email, 061 317 91 44
  • Friedrich Wulf, Projektleiter Internationale Biodiversitätspolitik, @email,
    079 216 02 06
  • Medienstelle: Sarah Huwiler, Stv. Medienverantwortliche, @email, 079 826 69 47

Pressebilder:

Gleich im Anschluss an die Aktion stellen wir unter folgendem Link Bildmaterial der Aktion zu Verfügung: www.pronatura.ch/de/pressebilder-biodiversitaetsdomino

Die Biodiversitätskrise in der Politik

Trotz anerkanntem Handlungsbedarf verweigert die Kommission des Ständerates die Diskussion über die Biodiversitätskrise. Wer den verheerenden Dominoeffekt des Artensterbens verstanden hat, kann den Ständerat hier zum Umdenken auffordern: appell-biodiversität.ch

Weiterführende Informationen

Info

Dominoeffekt der Biodiversitätskrise © Pro Natura

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