Ökologisch nachhaltige Energie- und Klimapolitik ist das Gebot der Stunde und eine Notwendigkeit für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Pro Natura setzt sich gegen Energieverschwendung und für naturverträgliche, erneuerbare Energien ein. Wir fordern rasche, wirksame Massnahmen im Klimaschutz und den Ausstieg aus der fossilen und atomaren Energieproduktion.
Unser Land wird für viele Arten zu warm
Schnelle und drastische Veränderungen im Weltklima treffen die Schweiz besonders stark. Seit Beginn der Messungen (1864) ist die Durchschnittstemperatur bei uns bereits um rund 2 Grad angestiegen. Im globalen Mittel ist es ca. 1 Grad. Dies hat für den Menschen und die Natur dramatische Folgen.
Fische sind in Atemnot, weil der Sauerstoffgehalt im wärmeren Wasser abnimmt. Bäume sterben, weil ihnen das Wasser fehlt. Alpine Arten wie das Schneehuhn verlieren Lebensraum und müssen, wo es geht, weiter in die Höhe flüchten – bis es auch dort zu warm wird.
Die Schweiz hat sich international auf das 2 Grad Ziel des Pariser Klimaabkommens verpflichtet. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es jetzt endlich Taten statt Worte. Die Schweiz als Land der Hyperkonsumierenden muss eine Vorreiterrolle einnehmen.
Pro Natura arbeitet darauf hin und setzt sich im Rahmen der Klimaallianz und in ihrer internationalen Tätigkeit für eine wirksame, ökologische Klima- und Energiepolitik ein.
Schweizer Energiepolitik: Raus aus den Startlöchern!
Die Annahme der Energiestrategie 2050 in der Volksabstimmung vom 21. Mai 2017 war ein Schritt in die richtige Richtung.
Mit dem Volksentscheid gesetzlich verankert wurden:
- Der Ausstieg aus der Atomenergie
- Der Ausbau der erneuerbaren Energien
- Steigerung der Energieeffizienz
Realität im Jahr 2022:
- Der Zubau der riesigen Solarstrompotenziale verläuft äusserst schleppend.
- Die Massnahmen im Effizienzbereich sind halbherzig. Dabei muss der Energieverbrauch möglichst rasch sinken.
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Matthias Sorg
- Ausgetrocknetes Flussbett des Ria de Val Cama GR
Atomare und fossile Energieträger wollen wir ersetzen. Dies geht nicht ohne Ausbau der erneuerbaren Energien, das ist allen bewusst. Wir setzen uns dabei politisch und auf Projektebene dafür ein, dass Natur und Landschaft nicht unnötig unter die Räder dieses Ausbaus kommen. Der Zubau der erneuerbaren Energien ist naturverträglich möglich, unnötige Schäden an der Biodiversität und Landschaft sind vermeidbar. Insbesondere das Potenzial der Sonnenenergie auf schon verbauten Flächen ist riesig.
Pro Natura hat gemeinsam mit anderen Umweltverbänden aufgezeigt, wie Biodiversitätsschutz und Klimaschutz Hand in Hand gehen: Wie die Biodiversität dabei nicht noch weiter beeinträchtigt wird und dennoch die Dekarbonisierung des Energiesystems möglich ist.
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Matthias Sorg
- Atomkraftwerk Leibstadt AG
Erneuerbare Energien: Zielkonflikte zum Biodiversitätsschutz vermeiden
Erneuerbare Energien sind einer der Schlüssel zur Nachhaltigkeit. Ihr Ausbau ist allerdings nicht von sich aus naturverträglich. Es braucht umsichtige Planung und ein koordiniertes Vorgehen, insbesondere bei der Windenergie und der Wasserkraft.
Die Wasserkraft wird in der Schweiz bereits massiv genutzt. Mehr kann die Natur nicht ertragen. Die Priorität muss darum auf Effizienzsteigerungen und Anlagenoptimierungen an bestehenden Standorten liegen.
Leider ist auch die Planung zur Windenergienutzung in vielen Kantonen nicht sorgfältig genug. So entstehen unnötige Konflikte zwischen dem Natur- und Landschaftsschutz und den erneuerbaren Energien. Wir kämpfen gegen Projekte, welche der Natur übermässig schaden. Solche Projekte sind nicht nur schädlich für die Natur: Insbesondere bei der Wasserkraft ist die weitere Erschliessung oftmals mit hohen Gestehungskosten des Stroms verbunden, so dass es auch ökonomisch effizienter wäre, mit anderen Technologien oder Effizienzmassnahmen mehr Energiegewinne mit weniger Fördergelder zu erzielen.
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Matthias Sorg
- Laufkraftwerk Albbruck AG
Riesiges, naturverträgliches Potenzial ist in der Schweiz
Die Photovoltaik hat ein Potenzial, das grösser als der heutige Gesamtstromverbrauch der Schweiz ist. Allein bei Gebäudesolaranlagen geht die Umweltallianz auf Basis von Zahlen des Bundesamts für Energie BFE und der ZHAW von einem Solarstrompotenzial von 67 TWh aus.
Davon entfallen 50 TWh auf Dächer, 17 TWh auf Fassaden. Anlagen auf Infrastrukturbauten könnten zusätzlich 15 TWh Solarstrom pro Jahr liefern. Geeignet sind zum Beispiel Lärmschutzwände, Parkplatzüberdachungen, Lawinenverbauungen oder Staumauern.
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Angela Peter
- Grosse Photovoltaikanlage auf Hausdach in Winterthur
Klimaschutz geht uns alle an
Klimaschutz muss gemeinsam mit allen Staaten der Welt gelingen. Solidarisch und fair. Die grössten Anstrengungen müssen dabei gerechterweise vor allem von den reichen, konsumstarken Industrieländern unternommen werden, die bislang am allermeisten von der Nachlässigkeit im Klimaschutz profitiert haben. Die Massnahmen dürfen zudem nicht einseitig zu Lasten jener südlichen Länder gehen, die in der Vergangenheit sehr wenig zur Klimazerstörung beigetragen haben, vielfach aber am meisten darunter leiden.
Der Klimaschutz und die Wahrung bzw. Verbesserung der Biodiversität gehen Hand und Hand. Bei technischen Lösungen zum Klimaschutz ist darauf zu achten, dass auf die Biodiversität Rücksicht genommen wird.
Pro Natura engagiert sich an den Konferenzen der Klimarahmenkonvention gemeinsam mit Friends of the Earth International und der Climate, Land, Rights Alliance CLARA für ambitionierte Ziele im Einklang mit der Natur und für eine gerechte Lastenaufteilung.
