Trotz Risiken: Bundesrat will Pestizidverbot im Wald aufheben
- Der Einsatz von Insektiziden im Wald kann unbeabsichtigte Folgen für Menschen und Tiere haben: So können etwa Spaziergänger:innen mit den Substanzen in Kontakt kommen oder Wildtiere wie Vögel, Igel oder Fledermäuse können vergiftete Insekten fressen und geschädigt werden.
- Insektizide belasten Böden, geraten ins Grundwasser und beeinträchtigen langfristig die Gesundheit des Waldes und die Qualität unseres Trinkwassers.
- Die Massnahme ist unnötig: Denn es gibt effektivere und nachhaltigere Alternativen, um die Asiatische Hornisse zu bekämpfen. Die Schwierigkeit besteht vor allem darin, die Nester dieser invasiven Art zu finden. Diese können danach auf unterschiedliche Weise zerstört werden.
Zitat Thomas Wirth, Waldexperte beim WWF:
«Die Herausforderung bei der Bekämpfung der Asiatischen Hornisse ist das Finden der Nester. Hat man diese gefunden, lassen sie sich auch anders zerstören als mit gefährlichen Insektiziden, die Boden und Trinkwasser vergiften.»
Zitat Elena Strozzi, Waldexpertin bei Pro Natura:
«Der Einsatz von Pestiziden schädigt das ganze Ökosystem Wald. Denn diese Stoffe töten nicht zur die Zielart, sondern ganz viele andere Arten, die für einen gesunden und stabilen Wald wichtig sind.»
Die Wälder bedecken etwa ein Drittel der Fläche der Schweiz und erfüllen überlebenswichtige Funktionen. Sie sind Lebensraum unzähliger Arten, schützen vor Naturkatastrophen, filtern Wasser, speichern CO2 und sind der wichtigste Erholungsraum für die Schweizer Bevölkerung.
Der Einsatz von Pestiziden im Wald ist hierzulande seit langem grundsätzlich verboten. Und dies aus gutem Grund: Denn Wälder sind besonders sensible Lebensräume für zahlreiche gefährdete Arten wie Wildbienen, Schmetterlinge und bodenlebende Insekten. Viele noch unbelastete Trinkwasserquellen befinden sich in Waldgebieten. Und nicht zuletzt kann sich der Wald nur dank einem intakten Bodenleben regenerieren, das durch Pestizide geschädigt wird.
Unverhältnismässig und unnötig
Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) stellt zweifellos eine Bedrohung für die Imkerei dar. Dennoch wäre die Zulassung von Insektiziden zur Bekämpfung dieser invasiven Art im Wald eine unverhältnismässige und umweltschädliche Massnahme. Erfahrungen aus anderen Ländern haben gezeigt, dass nicht-chemische Methoden bei der Bekämpfung der Asiatischen Hornisse wirksamer sind, z.B., durch die mechanische Zerstörung von Nestern oder durch biologische Bekämpfung. Ein Pestizideinsatz bringt mehr Schaden als Nutzen für die Umwelt.
Der WWF und Pro Natura erwarten vom Bundesrat, dass er auf die Änderung der ChemRRV verzichtet und stattdessen die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung bei der Bekämpfung der Asiatischen Hornisse verbessert. Das ist erfolgsversprechender und zeitigt weniger Risiken.
Weitere Informationen:
Kontakt:
- Pro Natura: Elena Strozzi, Verantwortliche Waldpolitik, [email protected], 079 555 33 79
- WWF Schweiz: Jonas Schmid, Mediensprecher, [email protected], 079 241 60 57