Schwalbenschwanz Matthias Sorg
Artenschutz

Schmetterlinge fördern im Garten und auf dem Balkon

Sie möchten eine Oase schaffen für die farbenfrohen Gaukler? Ein schmetterlingsfreundlicher Garten bietet Nahrung und Unterschlupf für Sommervögel. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihre bunten Gäste optimal bewirten.

Die gute Nachricht: Wer möchte, dass es im eigenen Garten mehr flattert und krabbelt, darf sich bei der schweisstreibenden Gartenarbeit etwas zurückhalten. «Leben und leben lassen» heisst die Devise. Bitte pflanzen Sie vor allem einheimische Sträucher und Wildblumen. Denn Schmetterlinge fliegen nur, wenn der Tisch reich gedeckt ist. Pflanzen wie Wilde Möhre, Flockenblume, Kartäuser-Nelke und Hecken mit Weiden, Weissdorn, gemeinem oder wolligem Schneeball verwandeln jeden Garten in ein Paradies für Schmetterlinge. 

Schmetterlingsfeindlich sind dagegen Kirschlorbeer- oder Tujahecken sowie steriles Rasengrün. Exotische Zierpflanzen sind für die einheimischen Raupen wertlos, manchmal sogar giftig. Bitte verzichten Sie auch auf den exotischen «Schmetterlingsstrauch» oder Sommerflieder (Buddleja spec.). Er gilt als invasive Art, die einheimische Pflanzen verdrängt

Biologisch gärtnern 

Bewirtschaften Sie Ihren Garten nach biologischen Grundsätzen. Davon profitieren nicht nur die Schmetterlinge, sondern auch zahlreiche andere Lebewesen. Verzichten Sie auf synthetische Insektizide. Sie schaden vor allem den Raupen, oft aber auch den Faltern. Synthetische Düngemittel und torfhaltige Produkte gehören ebenfalls nicht in den Schmetterlingsgarten. Setzen Sie stattdessen auf Kompost und Mulch zur Förderung der Bodenfruchtbarkeit.

Vielfalt als Schlüssel – fünf Tipps

Schmetterlinge brauchen Vielfalt. Die verschiedenen Lebensstadien einer Schmetterlingsart sind oft auf unterschiedliche Pflanzen und Standorte angewiesen. 

  • Bieten Sie eine blumenreiche Wiese an. Mähen Sie selten und nicht die ganze Fläche auf einmal. So finden Schmetterlinge Nektarpflanzen und Platz für die Eiablage. Wiesenkräuter sind willkommenes Futter für Raupen.
  • Reservieren Sie eine Ecke als kleine Wildnis mit Brennnesseln und Disteln. Diese Pflanzen sind Nahrungsquellen für viele Raupen und Schmetterlinge.
  • Pflanzen Sie eine Hecke mit einheimischen Sträuchern. Hecken bieten ausser Nahrung auch geschützte Ruheplätze für Falter und Puppen.
  • Gibt es in Ihrem Garten Beeren, Gemüse und blühende Kräuter? Umso besser, das ernährt viele Raupen und Falterarten. Auch Ihre Grosszügigkeit ist gefragt, wenn sich etwa die Schwalbenschwanz-Raupe am Rüeblikraut gütlich tut.
  • Seien Sie intelligent faul, wenn es ums Aufräumen im Garten geht. Alte, absterbende Bäume sind wichtige Überwinterungsplätze, genauso wie Asthaufen, dürre Stauden, altes Gras und Kletterpflanzen.

Schmetterlinge zu Gast auf Ihrem Balkon 

Auch ein Balkon lässt sich schmetterlingsfreundlich gestalten. Ersetzen Sie die Geranien durch einheimische, nektarreiche Arten. Schmetterlinge mögen etwa einheimische Nelken oder Gewürzkräuter wie Arznei-Thymian oder Schnittlauch. Lassen Sie Ihre Küchenkräuter blühen. Die duftenden Blüten sind eine willkommene Nektarquelle.

Kletterpflanzen eignen sich zur Abschirmung oder als Wandbegrünung. Sie sorgen für ein besonderes Ambiente. Ihr Blätterdach dient Schmetterlingen als Ruheplatz und die Blütenpracht bietet den Faltern reichlich Nahrung. So wird Ihr Balkon zur grünen Oase.

Weitere Informationen für die Gestaltung eines schmetterlingsfreundlichen Gartens finden Sie im Pro Natura Merkblatt: «Schmetterlinge im Garten kennen und fördern». Die Broschüre enthält Portraits der häufigsten Schmetterlingsarten mit Farbfotos von Raupen und Faltern, eine Zusammenstellung der wichtigsten Nektar- und Futterpflanzen, sowie viele praktische Tipps für Garten und Balkon. Wie Sie Ihren Garten mit einer bunten Blumenwiese bereichern können, verrät Ihnen die Pro Natura Praxis Broschüre «Blumenwiesen anlegen und pflegen».

Empfehlung aus unserem Shop

Häufige Fragen zum Schmetterling

Bei Pro Natura gehen zum Thema Schmetterlinge immer wieder Anfragen aus der Bevölkerung ein. Hier ist eine Auswahl der am häufigsten gestellten Fragen. Haben Sie weitere Fragen zum Thema Schmetterlinge? Unser Ratgeberinnen-Team gibt Ihnen gerne Auskunft (keine Artbestimmungen von Schmetterlingen! Das ist oft eine Aufgabe für Experten)! Unkosten für Drucksachen und Porti werden verrechnet.

Wieviele Schmetterlinge leben in der Schweiz?

Gegen 3600 verschiedene Arten! Zu den Schmetterlingen zählen nicht nur die bekannten und attraktiven Tagfalter. Diese sind mit lediglich 192 Arten eine Minderheit. Auch Motten (z.B. die Kleidermotte oder gefürchtete Dörrobstmotte), Spanner, Spinner und viele mehr sind im strengen Sinn Schmetterlinge. Weltweit kennt man über 150'000 Arten.

Was bedeutet Lepidoptera?

Das ist der wissenschaftliche Sammelbegriff für die Ordnung der Schmetterlinge und bedeutet Schuppenflügler. Dies rührt daher, dass die Flügel der Schmetterlinge von winzigen Schüppchen bedeckt sind. Bei Berührung lösen sich diese relativ leicht und bleiben an den Fingern haften. Auf die Flugfähigkeit hat dies keinen Einfluss, wenn dabei nicht die Flügel verletzt werden.

Soll man Schmetterlinge züchten?

Mit der Raupenzucht verhält es sich ähnlich wie mit der Winterfütterung der Vögel: für die Erhaltung der Arten bringt es nichts. Schmetterlingsraupen der freien Wildbahn zu entnehmen, sie zu Hause aufzuziehen und dann wieder freizulassen, ändert nichts an der Qualität des Lebensraums. Und diese ist derzeit in vielen Gebieten der Schweiz schlecht. Kurzfristig werden zwar mehr Schmetterlinge sichtbar sein, aber langfristig werden sie wieder verschwinden, weil sie in der Landschaft keinen Platz finden. Die Massnahme kann sogar schädlich sein! Wenn bei der Aufzucht andere Bedingungen herrschen als im Lebensraum, kann das die Überlebenschance der Nachkommen negativ beeinflussen (zum Beispiel könnten die gezüchteten Schmetterlinge zu früh schlüpfen). Die nach Hause genommenen Raupen «fehlen» in der Natur.

Die Zucht hat aber auch positive Seiten. Eine Schmetterlingsraupe aufziehen, ihr beim Verpuppen zuzuschauen und das Ausschlüpfen des fertigen Schmetterlings zu beobachten, ist spannend und lehrreich. Wenn diese Aufzucht mit häufigen, nicht geschützten Arten geschieht (z. B. Kohlweissling, Tagpfauenauge), wenige Raupen der Natur entnommen werden und die geschlüpften Falter am selben Ort freigelassen werden, ist dies eine sinnvolle Aktivität.

Kann man Schmetterlinge wiederansiedeln?

Eine Wiederansiedlung gewisser Arten kann dann sinnvoll sein, wenn ein Schmetterlingslebensraum so verbessert wurde, dass dort wieder eine Population leben könnte, diese aber nicht mehr selbständig an diesen Ort zurückkehren kann. Für solche Wiederansiedlungsprojekte gibt es international anerkannte Rahmenbedingungen. Diese sollen eingehalten werden. Solche Massnahmen müssen immer zeitlich befristet sein.

Darf ich überhaupt Schmetterlingsraupen nach Hause nehmen?

Einige Schmetterlingsarten sind in der Schweiz oder in einzelnen Kantonen geschützt. Sie dürfen, ausser mit behördlicher Bewilligung, nicht eingefangen, gehalten und ausgesetzt werden. Das Tier des Jahres 2003, der Schwalbenschwanz, ist in den Kantonen Aargau, Bern, Genf*, Obwalden, Schaffhausen, Waadt* geschützt.

*Genf und Waadt haben eine Spezialbestimmung für alle Wirbellosen Tierarten.

Was kann ich in meinem Garten für Schmetterlinge tun?

Wer möchte, dass es im eigenen Garten mehr flattert und krabbelt, sollte sich bei der Gartenarbeit zurückhalten und vor allem einheimische Sträucher und Kräuter pflanzen. Denn Schmetterlinge fliegen nur dort, wo die Raupen die richtigen Nahrungspflanzen und die Falter genügend Nektar finden.

Richtig gehend schmetterlingsfeindlich sind unter anderem Kirschlorbeer- oder Tujahecken sowie steriles Rasengrün. Wildblumen wie Wilde Möhre, Flockenblumen sowie einheimische Gehölze wie Weiden, Schwarzdorn oder Schneeball verwandeln dagegen jeden Garten in ein Paradies für Schmetterlinge.