Wanderziegen auf dem Weg Urs Tester
Wiesen & Weiden

Ohne Gemecker: Wanderziegen fördern die Artenvielfalt

Rund 200 Tiere beweiden in den Kantonen Uri und Graubünden seit 2018 saisonal verschiedene Trockenstandorte. Der Einsatz dieser Wanderziegenherde reduzierte die Verbuschung von wertvollen Trockenstandorten im Alpenraum.

Seit 1900 verschwinden im Schweizer Berggebiet Hunderte von Hektaren der kargen, aber sehr artenreichen Trockenwiesen und –weiden. Die steilen Flächen werden oft nicht mehr landwirtschaftlich genutzt. Sie wachsen mit Büschen und Bäumen zu. Die Artenvielfalt auf diesen Flächen nimmt dadurch ab. Jetzt setzt Pro Natura in ausgesuchten Trockenstandorten eine Wanderziegenherde ein. Die Ziegen knabbern an den aufkommenden Gehölzen und drängen sie so zurück.

Verlust der Trockenwiesen und –weiden zwischen 1900 und 2010

Trockenwiesen und -weiden im Jahr 2010
Trockenwiesen und -weiden im Jahr 1900
Quelle und Copyright: Lachat, T., D. Pauli, Y. Gonseth, G. Klaus, C. Scheidegger, P. Vittoz, and T. Walter. 2010. Wandel der Biodiversität in der Schweiz seit 1900. Ist die Talsohle erreicht? Bristol-Stiftung, Zürich; Haupt, Bern, Stuttgart, Wien, Zürich.

Ziegen – Meisterinnen im Entbuschen

Jeweils zwischen April und Oktober war die Ziegenherde 2018 und 2019 in mehreren verbuschten Trockenstandorten unterwegs – und zwar vom Churer Rheintal bis zum Fusse des Furkapasses. Die Herde wanderte mit der Vegetationsentwicklung mit und entbuschte so die Trockenstandorte. In dieser Zeit betreuten Hirten die Tiere Tag und Nacht. Mit der mobilen Wanderziegenherde erprobte Pro Natura neue Wege zur Förderung der Artenvielfalt im Alpenraum.

Nach den Erfahrungen im Rahmen des Pilotprojektes haben wir das Projekt im Jahr 2020 redimensioniert. Es wurde in kleinere, regionale Projekte überführt.

Auch im Jahr 2021 waren zwischen Mai und Oktober rund 164 Wanderziegen in zwei Herden in den Kantonen Graubünden und Uri unterwegs. Unter ständiger Aufsicht zweier Hirtinnen und Hirten beweideten die Ziegen insgesamt eine Fläche von 55 Hektaren. So wurden Büsche effizient entrindet und gefressen. Seltene, licht- und wärmeliebende Arten haben nun wieder Platz zum Wachsen. Die Herdenschutzmassnahmen haben funktioniert: es gab keine Risse.
 
Nach dieser erfolgreichen Startphase wird das Projekt Wanderziegen ab 2022 ohne Unterstützung von Pro Natura von den Naturschutzfachstellen der Kantonen weitergeführt.

Wir realisierten dieses Projekt in enger Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Landwirten vor Ort. Die Wanderziegenherde wurde zudem von den Naturschutzfachstellen der Kantone Uri und Graubünden, sowie dem Bundesamt für Umwelt unterstützt.

Einblicke in das Leben der Wanderziegenherde